Burghart Schmidt

Als Sprecher des niedersächsischen Hochschulverbundes 4N (Nordwest Niedersachsen Nachhaltig Neu), der vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur in Niedersachsen gefördert wird und in dem fünf Hochschulen und mehr als 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig sind, zeichne ich seit 2022 für eine Vielzahl von Veranstaltungen und Forschungsprojekten mitverantwortlich, die über die Homepage des Verbundes nachvollziehbar sind. (4N-Website). Es geht dabei um Reallabore in Marsch, Moor, Geest und Mee(h)r oder, anders ausgedrückt, um Transformation und Strukturwandel im ländlichen Raum Nordwestdeutschlands. Aktuell organisieren wir in diesem Kontext mit finanzieller Unterstützung der Baden-Württemberg Stiftung in Kooperation mit der Universität Tübingen außerdem deutsch-französische Tagungen und Workshops zu Fragen der nachhaltigen Entwicklung und Transformation von Gesellschaften (Veranstaltungen). Als Direktor des Zentrums für Historische Reiseforschung (ZHRF) bemühe ich mich um die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Entwicklung von internationalen Forschungsvorhaben zur Digitalisierung frühneuzeitlicher Reiseberichte. Aktuell organisieren wir in diesem Kontext mit Förderung durch die Deutsch-Französische Hochschule (DFH) wissenschaftliche Nachwuchstagungen in Paris und Oldenburg (Veranstaltungen). In jüngerer Zeit sind drei Publikationen erschienen, die sich mit Innovationen in der Hochschullehre (Neuerscheinung), Fragen der Zeit und des Zeitverständnisses (Time&Temporality) und Transformationsprozessen in ländlichen Räumen (Transformation Dynamics) befassen. Publikationen zur historischen Reiseforschung in der Frühen Neuzeit werden im Laufe des Jahres folgen.
Seit knapp 20 Jahren Professor für die Geschichte der Frühen Neuzeit, war ich von 2008 bis 2012 Vizepräsident der Universität Paul Valéry Montpellier III in Frankreich, von 2010 bis 2014 auch Direktor des IEFE (Institut d´Etudes françaises pour étrangers), von 2016 bis 2021 Präsident der Universität Vechta. Nachdem ich bewusst darauf verzichtet hatte, für ein weiteres Mandat als Universitätspräsident zu kandidieren, bin ich seit 2022 wieder als Professor für die Geschichte der Frühen Neuzeit tätig.

Akademischer Werdegang:

Ich wurde in Hamburg geboren und verlebte meine Kinder- und Schulzeit in Worpswede und Bremen. Von 1982 bis 1987 studierte ich Geschichte, Geografie und Philosophie an der Universität Michel de Montaigne Bordeaux III in Frankreich. 1998 promovierte ich mit summa cum laude an der Universität Hamburg über die Geschichte dieser Stadt im Zeitalter der Französischen Revolution und Napoleons. 2004 habilitierte ich mich dort mit einer Schrift über Ludwig Bechstein und die literarische Rezeption frühneuzeitlicher Hexenverfolgung im 19. Jahrhundert. Meine Venia legendi umfasst die Mittlere und Neuere Geschichte. Als langjähriger Mitarbeiter von Prof. Dr. Arno Herzig übernahm ich nach dessen Emeritierung seinen Lehrstuhl als Vertretung, bevor ich 2005 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an die Helmut-Schmidt-Universität (Universität der Bundeswehr) wechselte. 2006 wurde ich Professor für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Paul-Valéry Montpellier III, 2008 Vizepräsident derselben. Als Gastprofessor betätigte ich mich in den Jahren 2003 bis 2006 wiederholt an den Universitäten Michel de Montaigne Bordeaux III und Bretagne-Sud. 2001 gründete ich den Arbeitskreis für Norddeutsche Hexen- und Kriminalitätsforschung. Im Februar 2009 wurde ich wegen meiner Verdienste um die deutsch-französische Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Hochschulwesens zum „Chevalier dans l´Ordre des Palmes académiques“ ernannt. Ich bin Ehrenbürger der nordamerikanischen Stadt Louisville, Gutachter in zahlreichen deutschen und internationalen Forschungseinrichtungen und Gremien, im Vorstand mehrerer Stiftungen. Nach fünf Jahren als Vizepräsident der Universität Paul-Valéry und 4 Jahren als Institutsdirektor zog ich mich 2015 von sämtlichen hochschulpolitischen Verwaltungsaufgaben vorübergehend zurück, um den Bezug zu Forschung und Lehre nicht gänzlich zu verlieren. Mit Unterstützung der Deutsch-Französischen Hochschule gründete ich zu diesem Zeitpunkt ein Netzwerk von Nachwuchsforscherinnen und -forschern zur historischen Reiseberichtserstattung. 2016 wurde ich Präsident der Universität Vechta und übte dieses Mandat bis 2021 aus, beschloss dann aber der Hochschulverwaltung endgültig den Rücken zu kehren. Seit 2022 bin ich wieder als Professor für die Geschichte der Frühen Neuzeit tätig. Mein wissenschaftlicher Fokus liegt gegenwärtig auf einem Projekt zur digitalen Erschließung, Nutzung und Interpretation frühneuzeitlicher Reiseliteratur sowie auf Fragestellungen, die sich mit gesellschaftlichen Transformationsprozessen zu Beginn des 21. Jahrhundert befassen. Seit 2021 bin ich Sprecher des wissenschaftlichen Hochschulverbundes 4N (Nordwest Niedersachsen Nachhaltig Neu), der vom MWK mit 6 Millionen Euro gefördert wird. Seit 2022 bin ich ebenfalls Direktor des Zentrums für Historische Reiseforschung (ZHRF), außerdem assoziiertes Mitglied des Centre Georg Simmel (EHESS/CNRS) in Paris.
Sowohl methodisch als auch thematisch verfolge ich einen epochenübergreifenden Ansatz vom Mittelalter bis hin zur Neueren Geschichte, der genuines Forschungsinteresse mit persönlichen Interessen und internationaler Kooperation verbindet. Die Hansegeschichte, der Ostseeraum, vergleichende stadtgeschichtliche und deutsch-französische Betrachtungen spielen dabei ebenso eine Rolle wie Transformationsprozesse in ländlichen Räumen. Konkrete Einzelfallstudien zu einzelnen Bauwerken stehen neben übergreifenden Fragestellungen zu Menschenrechten und Menschenbildern oder den Schrecken des Krieges, kartographischen Abhandlungen oder Veröffentlichungen zu Innovationen in der Hochschullehre. Lange Zeit insbesondere auf das Zeitalter der Französischen Revolution und Napoleons fokussiert (Dissertation) und später dann auf die frühneuzeitliche Hexenverfolgung und deren literarische Rezeption im 19. Jahrhundert (Habilitation), stehen in den letzten Jahren historische Reisebeschreibungen der Frühen Neuzeit im Mittelpunkt meines Interesses. Neue Technologien der digitalen Quellenerschließung und Künstlichen Intelligenz spielen dabei ebenso eine Rolle wie ein Fortschreiben spezifischer deutsch-französischer Kooperationen im Kontext der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Aktuell geförderte Forschungsprojekte:

2022-2025: Verbundprojekt 4N durch das MWK (6 Millionen Euro)

2023-2024: Nachwuchsförderprogramm der DFH (15.000 Euro)

2023-2024: Nouveaux Horizons der Baden-Württemberg Stiftung (30.000 Euro)

„Bildung bedeutet nicht, ein Gefäß zu füllen, sondern eine Flamme zu entfachen“ verkündete vor langer Zeit der griechische Komödiendichter Aristophanes, der von Goethe einst als "ungezogener Liebling der Grazien" bezeichnet wurde, jedoch schon einige Jahrhunderte vor Christi Geburt wusste, dass es darum gehen müsste, Begeisterung zu schaffen und neue Räume für Offenheit und Kreativität.

Die Anforderungen, die heutzutage an gute Lehre gestellt werden sind vielseitig, weil die Studierenden in ihren Bildungsbiographien heterogener geworden sind und das voruniversitäre Bildungsniveau ungeachtet immer besserer Noten tendenziell eher abzunehmen scheint. Lehre soll dennoch zu kritischem Denken anregen, inspirieren, motivieren, praxisnah und forschungsorientiert sein. Sie soll die Studierenden auch in die Verantwortung nehmen, wie der Stifterverband in seiner "Charta für gute Lehre" im Jahre 2013 schrieb.

Über lange Jahre als Gutachter in dieser Einrichtung für innovative Hochschullehre tätig (Publikation), lege ich aus diesen Erfahrungen heraus Wert auf Lehrveranstaltungen, die sich aus der Forschung heraus entwickeln und Theorie und Praxis in Relation stellen. Neue didaktische Wege und Vorgehensweisen, der Einsatz moderner technologischer Hilfsmittel ergänzen traditionelle Seminar und Vorlesungs- und Lektüreveranstaltungen. Großen Wert lege ich auf Exkursionen zu verschiedenen Orten historischer Überlieferung und Dokumentation (Malta Dokumentation), auf die Einbindung von Archiven und Bibliotheken in Lehrveranstaltungen und auch auf die Vermittlung interdisziplinärer Forschungsansätze und Methoden (Impressionen). Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und auf dem internationalen Austausch (Veranstaltungen).

Lehre sollte den Studierenden und den Lehrenden Freude bereiten, dabei aber immer die wissenschaftlichen Prämissen universitärer Ausbildung als Grundlage betrachten. Wichtig ist mir insbesondere die Vermittlung der Bedeutung kritischen Denkens als integraler Bestandteil guter wissenschaftlicher Praxis. Wer sich kritisch mit den verwendeten Methoden und theoretischen Ansätzen, den vorausgesetzten Begrifflichkeiten und den gezogenen Schlussfolgerungen auseinandersetzen kann, hat bereits viel gewonnen. Wer dazu noch rhetorisch gut aufgestellt ist und schriftlich unter Berücksichtigung der unabdingbaren Grundlagen von Rechtschreibung und Grammatik angemessen argumentieren kann, ist umso besser aufgestellt. Dazu beizutragen und diese Fähigkeiten den Studierenden so gut wie möglich zu vermitteln, ist mir wichtig.

SoSe 2024

pbx132 Historische Stätten in Neapel und Süditalien

pbx133 Konzeptionen und Forschungsmethoden interdisziplinärer Wissenschaftspraxis

pjm001.3 Begleitveranstaltung zum Projektband im Fach Geschichte: Museumslandschaften im Oldenburger Münsterland

WiSe 2023/2024

pbx131 Im Spannungsfeld von Theorie und Praxis: Historische Forschungen zur Frühen Neuzeit

pbx132 Historische Wissensspeicher: Seminar & Exkursion

pjm001.2 Methoden und Techniken wissenschaftlichen und/oder didaktischen Arbeitens zur Vertiefung der im Bachelorstudium erworbenen wissenschaftlichen Kompetenzen im Fach Geschichte: Vorbereitung auf das Projektband